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Datum: 04.09.2023

Stiftung »Miteinander Leben« fördert Ausstellung des Vereins »Hugenotten- und Waldenserpfad«

Seit Jahrhunderten sorgen Kriege und Krisen, Unruhen und politische Verfolgung dafür, dass Menschen aus ihrer Heimat vertrieben werden und in anderen Ländern in Sicherheit ein neues Zuhause finden. Manchmal nur vorübergehend, oft aber auch für immer so wie in Neu-Isenburg. Die Stadt wurde im Jahr 1699 von französischen Glaubensflüchtlingen gegründet. Wie es den Menschen nach ihrer Flucht ergangen ist, wie stark das Heimweh war und wie die Integration damals aussah, davon erzählt die Ausstellung „In fremder Erde Wurzeln schlagen – Menschen und Pflanzen im Exil“ des Vereins „Hugenotten- und Waldenserpfad“ im Rathaus Neu-Isenburg.

Für die Konzeption und Umsetzung der Ausstellung gibt es eine finanzielle Unterstützung der Stiftung „Miteinander Leben“. Landrat Oliver Quilling, Vorsitzender des Vorstands der Stiftung, hat Dorothe Römer, stellvertretende Vorsitzende des Vereins „Hugenotten- und Waldenserpfad“, am Montagabend bei der Eröffnung der Ausstellung einen symbolischen Scheck in Höhe von 1.000 Euro überreicht.

„Die Ausstellung trägt auf beeindruckende Weise dazu bei, das kulturelle Erbe der Hugenotten und Waldenser lebendig zu halten. Die Schilderungen des Alltags der Flüchtlinge und die Beschreibung der Gefühle wie Heimweh erinnern daran, wie schwer der Anfang in einer für sie neuen Welt war. Die Texte und Fotos zeigen aber auch die positiven Zeiten der Migration und erinnern an die Bereicherung durch die Fremden, die neue Pflanzen, eine andere Ernährungsweise und so manch neue Kochkultur etabliert haben“, sagte Landrat Oliver Quilling bei der Scheckübergabe.

Die Stiftung „Miteinander Leben“ fördert die Arbeit des Vereins „Hugenotten- und Waldenserpfad“ sowie die Wanderausstellung, da es einen starken Bezug zum Kreis Offenbach und den Zielen der Stiftung gibt. Der Verein wurde im Jahr 2009 in Neu-Isenburg unter der Federführung von Herbert Hunkel, ehemaliger Bürgermeister der Stadt, gegründet. Mit seinem ehrenamtlichen Engagement als Vorsitzender hat er 13 Jahre lang die Vereinstätigkeit geprägt. Der Sitz des Vereins befindet sich von Anfang an in Neu-Isenburg.

Im Hinblick auf die inhaltliche Arbeit des Vereins und die Gründungsgeschichte von Neu-Isenburg gibt es ebenfalls Parallelen zum Kreis Offenbach, wo Tausende von Menschen Migrationserfahrung haben. Ihre familiären Wurzeln liegen in 170 Nationen. Zuwanderung gehört somit sowohl zur Geschichte von Neu-Isenburg als auch zum Kreis Offenbach. In dieser Gemeinsamkeit sieht die Stiftung „Miteinander Leben“ einen wichtigen Anknüpfungspunkt zum sozialen Miteinander und zur Völkerverständigung. Beides sind Schwerpunkte der Arbeit der Stiftung und ebenso des Informationszentrums Europe Direct Relais Rhein-Main im Kreishaus in Dietzenbach. In einer pluralistischen Gesellschaft sollen die Chancen eines geeinten Europas stärker ins Bewusstsein der Menschen gerückt werden.

Die Wanderausstellung „In fremder Erde Wurzeln schlagen – Menschen und Pflanzen im Exil“ wird im Rathaus in der Hugenottenallee bis zum 29. September 2023 zu sehen sein, danach gehen die Tafeln mit den Bildern, Grafiken und Texten so wie viele Menschen auf eine Wanderung entlang des „Hugenotten- und Waldenserpfades“. Dieser Weg wurde vor zehn Jahren vom Europarat als „Europarat-Kulturroute“ ausgezeichnet. Die nächste Station der Wanderausstellung wird im Oktober 2023 Bad Karlshafen sein.

Die Ausstellung in Neu-Isenburg geht durch den Magen, denn der Verein möchte mit der Darstellung des Alltags der Hugenotten und Waldenser auch das Interesse an der Ess-, Anbau- und Küchenkultur wecken. Damit soll bewusst gemacht werden, dass Neues und Anderes zur Bereicherung – in diesem Fall kulinarisch – beitragen. Ziel ist es, für das Fremde Toleranz zu entwickeln und diskriminierendes Denken abzubauen.

„Die Ausstellung über das Leben der Hugenotten und Waldenser und deren Bräuche macht auf positive Weise deutlich, welches Potenzial in der Migration stecken kann. Sie erzählt von Menschen, die Integration leben, ohne ihre eigene Identität aufzugeben. Vor allem in den ersten Jahren hatten es die Französisch sprechenden Menschen in Neu-Isenburg, die vom Graf von Ysenburg-Büdingen im Wald südlich von Frankfurt Siedlungsland für den Bau von Hütten erhielten, nicht leicht. Doch je mehr Begegnungen es zwischen den Einheimischen und den Franzosen gab, umso mehr Vorurteile konnten abgebaut werden“, sagt Oliver Quilling über seine Heimatstadt. „Die Gründung von Neu-Isenburg bietet sich als historische Vorlage für die heutige Flüchtlingssituation an. Sie zeigt, was entstehen kann, wenn sich Menschen in einem toleranten und respektvollen Umgang begegnen“, so der Landrat.

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